Am Dreimüllerhof

Neujahr 1814 überschritt General Blücher bei Kaub den Rhein und beendete mit seinem Sieg über die napoleonischen Truppen die französische Herrschaft. Der Wiener Kongress 1814/15 brachte die Rheinlande zu Preußen. Koblenz wurde Sitz des Oberpräsidiums der Rheinprovinz, die sich von Kleve über Bad Kreuznach bis Saarbrücken erstreckte. 1815 übernahm Preußen die Herrschaft über die Eifel. Schnell war der neue Gebietsgewinn als das Armenhaus Preußens verrufen. Wegen der Armut, der Randlage und der harten Winter bekam die Eifel bald den inoffiziellen Titel Preußisch Sibirien.
Hungersnöte und wirtschaftliche Rückständigkeit haben trotz der Reformen der preußischen Herrschaft Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zu einer regelrechten Auswanderungs- welle geführt. Man schätzt, dass zwischen 1840- 1871 ca. 60.000 Menschen die Eifel verlassen haben. Ein Drittel zog der abgewanderten Industrie nach , während etwa 40.000 Eifler nach Übersee auswanderten.


Der Fuhrmann Maternus Dreimüller (geb.1823 in Ahütte/Eifel) verlässt die Eifel und wird von einem Bekannten nach Mönchengladbach, der wachsenden Industriestadt gelotst.
 Ab 1874 bewirtschaften er mit seiner Frau Magdalene einen gepachteten Hof in Dahl.
 Die Familie betreibt eine zunächst kleine Landwirtschaft und einen Milchhandel. Die Milchkannen
 wurden per Handkarren transportiert. Als das Geschäft wuchs wurde zunächst ein Esel, später ein Pferd angeschafft. Mit wachsendem wirtschaftlichen Erfolg wurde im Hof des Dreimüller Hofs auch eine Garten Milchwirtschaft betrieben, die besonders im Sommer an Sonntagen von Spaziergängern gerne besucht wurde.  Ab 1900 hielt Dreimüller seine Milchkühe stets im Stall. Ein besonders zusammenge -stelltes Futter sicherte, dass die Milch dieser Kühe der Muttermilch sehr ähnlich war und führte zu weiterem wirtschaftlichen Erfolg. 

 Ab 1905 wurde vom Sohn, der ebenfalls Maternus hieß und seiner Frau Johanna ein Milchgeschäft auf der Brunnenstraße 209 eröffnet. Ein Enkel von Maternus (Maternus geb. 1933) berichtet, dass sein Opa mit den 11 prämierten Milchkühen in einen Stall hinter dem Haus auf der Brunnenstraße 209 umgezogen war, es aber dann wohl schon ab den 20er Jahren keine eigenen Kühe mehr gab, sondern nur noch den Milchhandel, der auch 1959 am 85sten Geburtstag von Johanna Dreimüller noch existierte. Es wurde vom Sohn Hermann geführt. Milchhandel hieß zu dieser Zeit, der Milchhändler kaufte Milch der Bauern auf und verkaufte sie an die Molkereien. Im Einzelhandel betrieb der Händler einen eigenen Laden und versorgte Verkaufsstellen in der Stadt.


Im Milchhandel wurde ursprünglich die Rohmilch ohne weitere Verarbeitung „aus dem Stall heraus“ verkauft. Mit zunehmender Mechanisierung auch der Milchwirtschaft – Einsatz von Dampfmaschinen und Zentrifugen zur Entrahmung der Milch bildeten sich zunächst genossenschaft-liche Molkereien, nach Verschärfung der Hygienevor-schriften und der Kartellbildung in der Landwirtschaft in den 1930er Jahren gab es ab 1933 den Abgabezwang der Milchbauern an Molkereien. Neue Verkaufsformen (Flaschenmilch) und Veränderungen im Lebensmittel-handel bedeuteten schließlich in den 1960ern das aus des Milchhandels Dreimüller.

Der Dreimüller Hof wurde im Krieg zerstört. Ab 1953 wurden auf dem Gelände des Dreimüller Hofes und auf dem Ohlerkirchweg von Mannesmann kleine Zweifamilienhäuser als Fabrikwohnungen gebaut.
 Bei der Suche nach einem Namen für die neu angelegte Straße setzten sich die Dahler mit dem Namen Am Dreimüllerhof gegen andere Namenvorschläge durch.